Die Gegenwart (2000er bis heute): Nischen, Nostalgie und Eventisierung
Zeitgeist: Die Club-Szene ist fragmentiert. Jede Subkultur hat ihren eigenen Club. Gleichzeitig sterben traditionsreiche Locations aufgrund von Gentrifizierung und Lärmbeschwerden. Große Hallenkonzerte dominaten den Mainstream.
Wien: Der Kampf um den Raum
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Grelle Forelle (seit 2011)
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Was es ist: Der derzeit wichtigste und technisch beste Club für elektronische Musik in Wien. In einem ehemaligen Heizungskeller unter der Spittelauer Brücke.
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Prägung: Steht für hochwertigen, international anerkannten Techno und House. Zieht ein junges, weltoffenes Publikum an.
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B72 (seit 1999)
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Was es ist: Der kleine Bruder des Chelsea unter den Bögen des Gürtels. Wichtige Bühne für aufstrebende Rock- und Indie-Bands.
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Werk (seit 2018)
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Was es ist: Ein neuer, großer Club im ehemaligen Siemensgebäude im 15. Bezirk. Zeigt den Trend zu großen, gewerblichen Event-Locations.
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Das Phänomen der Abriss- und Lärmbeschwerden:
Viele legendäre Clubs sind in den letzten Jahren verschwunden oder stark bedroht: Tüwi (lange weg), Siren (weg), U4 (geschlossen), Chelsea (steht immer wieder unter Druck). Der Kampf um den nächtlichen Raum in der Stadt ist ein zentrales Thema.
Bundesländer: Starke lokale Szenen
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Oberösterreich (Linz):
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Kapu (seit 1985): Der Club für alternative, punkige und unangepasste Musik in Linz. Ähnlich dem Chelsea ein Ort mit großer Tradition und Authentizität.
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Stadwerkstatt und Posthof bleiben unverzichtbar.
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Steiermark (Graz):
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p.p.c. (heute): Gibt es immer noch in neuer Form.
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Orpheum: Wichtige Konzert- und Clublocation.
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Salzburg:
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Rockhouse bleibt zentral.
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Jazzit: Wichtige Adresse für Jazz und alternative Musik.
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Vorarlberg (Dornbirn):
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Conrad Sohm: Ein absolut legendärer Club in einem umgebauten Industriegebäude, der international Acts aus der Elektro- und Indie-Szene bookingt und ein riesiges Einzugsgebiet hat.
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Fazit
Die Geschichte der österreichischen Spielstätten ist eine von Besetzungen und Autonomie (Arena, WUK, Stadwerkstatt), von charismatischen Machern (Harry Witzemann vom Chelsea, Tina Frank vom Siren) und vom ständigen Wandel.
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Damals waren es oft Keller, besetzte Häuser und provisorische Locations, die den revolutionären Geist der Musik beherbergten.
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Heute sind es oft professionalisierte Kulturhäuser (Posthof, Rockhouse) oder hochspezialisierte Clubs (Grelle Forelle, Kapu), die die Szene am Leben erhalten.
Trotz aller Professionalisierung bleibt der Geist der alten Orte in den heutigen Legenden wie dem Chelsea oder der Kapu lebendig: Orte, an denen Musikgeschichte nicht nur konsumiert, sondern gemacht wird.