festivals

Diese Ära fällt genau mit der Geburt und Blüte des Austropop zusammen. Es war eine Zeit des Aufbruchs, in der sich eine junge Generation gegen die verkrusteten Strukturen der Nachkriegszeit auflehnte und eine eigene, österreichische Stimme in der Musik finden wollte.

Zeitgeist: Politisierung, Aufbruchstimmung, Suche nach einer "österreichischen" Identität jenseits von Schlagern und volkstümlicher Musik. Die Festivals waren oft politisch motiviert, anti-kommerziell und community-orientiert.

Wichtigste Festivals dieser Ära:

1. Das Arena-Konzert (Wien, 1976)

  • Entstehung & Historie: Dies war DIE Geburtsstunde des Austropop als massentaugliches Phänomen und eines der wichtigsten Events der österreichischen Popgeschichte. Organisiert von der linken "Arena-Bewegung", die das Gelände eines ehemaligen Schlachthofs besetzt hatte, um es vor dem Abriss zu bewahren. Es war weniger ein "Festival" im heutigen Sinne, sondern ein riesiges Open-Air-Konzert.

  • Gründerväter & Acts: Wolfgang AmbrosRainhard FendrichGeorg Danzer traten gemeinsam auf. Obwohl sie sich nicht mochten, erkannten sie die Kraft der gemeinsamen Sache. Dieser Auftritt vor tausenden Jugendlichen katapultierte alle drei vom Underground-Insider-Tipp zu Superstars. Es war der Beweis, dass Musik in österreichischer Sprache und mit gesellschaftskritischen Texten massenhaft ankommt.

  • Jugendkultur: Stand für Protest, Solidarität und das Erleben einer eigenen, unabhängigen Kultur. Es war ein politisches Statement gegen die etablierte Kulturpolitik.

2. Danube Island Festival (Donauinselfest, Wien, ab 1983)

  • Entstehung & Historie: Gegründet vom Wiener Jugendstadtrat Josef ("Josi") Sigurd (SPÖ) als kostenloses Event für die Jugend. Es sollte ein alternatives, friedliches und zugängliches Gegenmodell zu den kommerziellen Festivals sein. Es ist bis heute das größte kostenlose Open-Air-Europas.

  • Gründervater: Josi Sigurd ist die unumstrittene Vaterfigur dieses Festivals.

  • Jugendkultur & Programm: Spiegelte den Mainstream der Jugend wider. In den 80ern dominierten Austropop-Größen wie Ambros, Fendrich, STS, Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV), Opus und später Falco die Bühnen. Es war das Festival des etablierten, aber nach wie vor beliebten Austropop für die breite Masse.

3. Jazzfestival Saalfelden (Salzburg, ab 1979)

  • Entstehung & Historie: Zeigt die andere, experimentelle Seite der österreichischen Musikszene. Fokussierte sich von Anfang an auf zeitgenössischen Jazz, Avantgarde und improvisierte Musik.

  • Jugendkultur: Richtete sich an ein Nischenpublikum, an Kenner und Liebhaber der experimentellen Szene, abseits des kommerziellen Mainstreams.

Festivals in den Bundesländern (in dieser Ära):
In den 70ern und 80ern waren große Festivals außerhalb Wiens noch rar. Die Musikszene spielte sich vor allem in Clubs und Hallenkonzerten ab (z.B. das Posthof Linz). Regionale Festivals waren oft klein, folkloristisch oder auf klassische Musik ausgerichtet.