Georg Danzer
1946 - 2007 | Österreichischer Singer-Songwriter
Pionier des Austropop und poetischer Chronist seiner Zeit
1. Einleitung und Überblick
Georg Danzer (7. Oktober 1946 - 21. Juni 2007) war einer der bedeutendsten österreichischen Singer-Songwriter und eine Schlüsselfigur des Austropop. Zusammen mit Künstlern wie Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich prägte er die österreichische Musiklandschaft ab den 1970er Jahren.
Danzer war bekannt für seine poetischen, oft melancholischen und tiefgründigen Texte, die er mit melodischem Gesang und Gitarrenspiel verband. Seine Musik behandelte persönliche und gesellschaftliche Themen und sprach damit generationenübergreifend Menschen an.
Mit Liedern wie "Jö schau", "Hupf in Gatsch" und "Der Tschik" schuf Danzer zeitlose Klassiker der österreichischen Popmusik, die bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert sind.
2. Biografie und Geschichte
Frühe Jahre (1946-1969)
Georg Danzer wurde am 7. Oktober 1946 in Wien geboren. Schon in seiner Jugend interessierte er sich für Musik und begann Gitarre zu spielen. Nach der Matura studierte er zunächst Medizin, brach das Studium jedoch ab, um sich ganz der Musik zu widmen.
Karrierebeginn und Durchbruch (1970-1979)
Anfang der 1970er Jahre startete Danzer seine musikalische Karriere. 1973 veröffentlichte er sein Debütalbum "Honigmond". Der Durchbruch gelang ihm 1974 mit dem Album "Bam Bam Bam" und der Single "Jö schau", die zu einem Hit in Österreich wurde.
In dieser Schaffensphase etablierte sich Danzer als wichtiger Vertreter des Austropop und veröffentlichte mehrere erfolgreiche Alben, darunter "Nackt im Wind" (1975) und "Unter die Haut" (1976).
Konsolidierung und Reife (1980-1999)
In den 1980er Jahren festigte Danzer seinen Status als etablierter Künstler. Er experimentierte mit verschiedenen Musikstilen und veröffentlichte Alben wie "Ruhe vor dem Sturm" (1982) und "Weiß wie Schnee" (1984).
1990 veröffentlichte er das Album "Weit, weit weg", das als eines seiner persönlichsten Werke gilt. In den 1990ern tourte er extensiv durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.
Späte Jahre und Krankheit (2000-2007)
Im neuen Jahrtausend setzte Danzer seine musikalische Arbeit fort, obwohl bei ihm 2006 Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Trotz seiner Erkrankung trat er weiter auf und arbeitete an neuen Projekten.
Am 21. Juni 2007 verstarb Georg Danzer im Alter von 60 Jahren in Wien. Sein musikalisches Erbe wirkt bis heute fort.
3. Musikstil und Einflüsse
Musikalische Einordnung
Georg Danzers Musik lässt sich primär dem Austropop und Singer-Songwriter-Genre zuordnen. Seine Werke zeichnen sich durch eine Mischung aus akustischer Gitarrenmusik, Pop-Elementen und folkigen Einflüssen aus.
Künstlerische Einflüsse
Danzer ließ sich von verschiedenen musikalischen Traditionen inspirieren:
- Wiener Liedtradition: Die musikalische Geschichte Wiens prägte seinen Sound
- Internationale Folk-Bewegung: Künstler wie Bob Dylan und Joan Baez beeinflussten ihn
- Deutschsprachige Liedermacher: Hannes Wader und Franz Josef Degenhardt waren Vorbilder
- Rock und Pop: Die Beatles und Rolling Stones hörte er gerne
Entwicklung des Sounds
Während Danzers frühe Werke noch stark vom Wiener Dialekt und einfachen Arrangements geprägt waren, entwickelte sich sein Sound im Laufe der Jahre hin zu komplexeren Produktionen und poetischeren Texten. In seinen späteren Alben experimentierte er auch mit elektronischen Elementen und ungewöhnlichen Instrumentierungen.
"Ich habe immer versucht, mich musikalisch weiterzuentwickeln, ohne mich selbst zu verleugnen. Die Balance zwischen Bewahren und Erneuern ist das Schwierigste."
- Georg Danzer in einem Interview 2003
4. Diskografie (Auszug)
Honigmond (1973)
Debütalbum mit ersten Erfolgen
Bam Bam Bam (1974)
Durchbruch mit "Jö schau"
Nackt im Wind (1975)
Enthält den Hit "Hupf in Gatsch"
Unter die Haut (1976)
Erfolgreiches Album mit "Der Tschik"
Ruhe vor dem Sturm (1982)
Reifes Werk mit sozialkritischen Texten
Weiß wie Schnee (1984)
Experimentelleres Album
Weit, weit weg (1990)
Persönliches Spätwerk
Lebenszeichen (2006)
Letztes Studioalbum
5. Bandmitglieder und Besetzung
Im Laufe seiner Karriere arbeitete Georg Danzer mit verschiedenen Musikern zusammen:
Langjährige Begleitmusiker
- Peter "Pete" Weber: Gitarrist und musikalischer Weggefährte
- Gerti Tröbinger: Begleitgesang und Keyboards
- Harry Stojka: Gitarre in späteren Jahren
Studio- und Tourmusiker
Für Studioaufnahmen und Tourneen engagierte Danzer regelmäßig:
- Bassisten wie Walter Bischof oder Hans Christian
- Schlagzeuger wie Thomas "Tommy" K
- Keyboarder und Akkordeon-Spieler
Kollaborationen
Danzer arbeitete mit vielen bekannten österreichischen Musikern zusammen, darunter:
- Wolfgang Ambros
- Rainhard Fendrich
- Reinhard Fendrich
- Wilfried
6. Texte und Themen
Inhaltliche Schwerpunkte
Georg Danzers Texte behandelten ein breites Spektrum an Themen:
- Alltägliches und Menschliches: "Jö schau" beschreibt einfache Freuden
- Melancholie und Sehnsucht: "Weit, weit weg" thematisiert Fernweh
- Gesellschaftskritik: "Ruhe vor dem Sturm" warnt vor politischer Apathie
- Persönliche Reflexion: Viele seiner späteren Lieder waren autobiografisch
-
Humanitäres Engagement: Danzer setzte sich immer wieder für Obdachlose ein. Ein Höhepunkt war das Projekt "Augenlied" (1993), dessen Erlös der Wiener Obdachlosenhilfe "Gruppe 76" zugutekam. Sein gesamtes Werk ist durchzogen von Mitgefühl für die Schwachen und die Suche nach menschlicher Wärme in einer kalten Welt.
Sprache und Stilmittel
Danzer beherrschte die Kunst, komplexe Themen in einfache, aber poetische Worte zu fassen. Seine Texte waren geprägt von:
- Wiener Dialekt und Umgangssprache
- Metaphern und bildhafter Sprache
- Ironie und feinem Humor
- Ehrlichkeit und Verletzlichkeit
Sein Lied "Der Tschik" (1976) wurde zu einer Hymne für eine ganze Generation und thematisierte auf einfühlsame Weise das Erwachsenwerden und die Suche nach dem eigenen Weg.
7. Live-Auftritte und Tourneen
Bühnenpräsenz
Georg Danzer war bekannt für seine intensiven und intimen Live-Auftritte. Oft trat er solo mit seiner Gitarre auf oder im kleinen Ensemble, was seinen Texten und seiner Stimme maximale Aufmerksamkeit verschaffte.
Wichtige Tourneen
- "Nackt im Wind"-Tour (1975-1976)
- "Unter die Haut"-Tournee (1976-1977)
- "Weit, weit weg"-Tour (1990-1991)
- Abschiedstournee (2006)
Festivalauftritte
Danzer trat bei zahlreichen Festivals im deutschsprachigen Raum auf, darunter:
- Jazzfest Wien
- Donauinselfest
- Various Folk-Festivals in Deutschland und der Schweiz
Besondere Konzerte
Eines seiner denkwürdigsten Konzerte gab Danzer 2006 trotz seiner schweren Krankheit im Wiener Konzerthaus, wo er vor ausverkauftem Haus seine Lieder ein letztes Mal live präsentierte.
8. Auszeichnungen und Erfolge
Musikpreise
- Amadeus Austrian Music Award: Lebenswerk (posthum, 2008)
- Goldene Stimmgabel: Für sein Lebenswerk (2003)
- Österreichischer Musikpreis: Bester Singer-Songwriter (1998)
Chartplatzierungen
Mehrere Alben und Singles von Georg Danzer erreichten Spitzenplatzierungen in den österreichischen Charts:
- "Jö schau" (Platz 3, 1974)
- "Hupf in Gatsch" (Platz 5, 1975)
- Album "Bam Bam Bam" (Platz 2, 1974)
- Album "Weit, weit weg" (Platz 4, 1990)
Verkaufszahlen
Insgesamt verkaufte Danzer über 1,5 Millionen Tonträger, wofür er mehrere Gold- und Platinauszeichnungen erhielt.
9. Kulturelle Bedeutung und Einfluss
Einfluss auf andere Künstler
Georg Danzer inspirierte zahlreiche jüngere Musiker im deutschsprachigen Raum:
- Christina Stürmer coverte "Jö schau" in akustischen Sessions
- Bilderbuch nannten ihn als wichtigen Einfluss für ihre Texte
- Voodoo Jürgens bezog sich oft auf Danzers Werk
Beitrag zur Musikszene
Danzer trug maßgeblich zur Etablierung des Austropop bei und bewies, dass deutschsprachige Musik mit Dialekt international erfolgreich sein kann. Er öffnete Türen für nachfolgende Künstlergenerationen.
Gesellschaftliches Engagement
Neben seiner Musik engagierte sich Danzer für soziale Anliegen:
- Unterstützung von Obdachlosenprojekten
- Benefizkonzerte für Kinderhilfsorganisationen
- Engagement für Drogenprävention
"Georg Danzer hat der deutschen Sprache im Pop ihre Würde zurückgegeben."
- Wolfgang Ambros
10. Trivia und interessante Fakten
Weniger bekannte Informationen
- Danzer war begeisterter Hobbykoch und veröffentlichte ein Kochbuch mit seinen Lieblingsrezepten
- Er spielte neben Gitarre auch Klavier, Mundharmonika und Akkordeon
- Sein Künstlername war eigentlich sein bürgerlicher Name - er wurde als Georg Danzer geboren
- Danzer war leidenschaftlicher Fußballfan und unterstützte den FK Austria Wien
Sideprojects
Neben seiner Solokarriere war Danzer Mitglied der Supergroup "Könige", zu der auch Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich gehörten. Das Projekt veröffentlichte zwei Alben und ging auf Tournee.
Persönliches
Danzer war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Er galt als zurückhaltender und privat lebender Künstler, der den Medienrummel mied.
Seine Krebsdiagnose machte Danzer 2006 öffentlich und nutzte seine Popularität, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und für Vorsorge zu werben.
11. Medien und Rezeption
Kritiken
Die Fachpresse lobte Danzer durchgängig für seine textliche Brillanz und musikalische Authentizität. Besonders seine späteren Alben wurden als reif und reflektiert gelobt.
Dokumentationen
2008 erschien die Dokumentation "Danzer - Ein Leben in Liedern", die sein Leben und Werk würdigt. Der ORF produzierte mehrere Porträts über den Künstler.
Bücher
2007 erschien die Biografie "Georg Danzer: Die offizielle Biographie" von Thomas Vogel, die mit Danzer noch vor seinem Tod erarbeitet wurde.
12. Diskographie und Werke im Überblick
Wichtige Alben
- 1973: Honigmond
- 1974: Bam Bam Bam
- 1975: Nackt im Wind
- 1976: Unter die Haut
- 1982: Ruhe vor dem Sturm
- 1984: Weiß wie Schnee
- 1990: Weit, weit weg
- 2006: Lebenszeichen
Signature Songs
- "Jö schau" (1974)
- "Hupf in Gatsch" (1975)
- "Der Tschik" (1976)
- "Weit, weit weg" (1990)
- "Alles ist möglich" (2006)
- "Wie a Glock'n" (Live-Version)
Kompilationen und Live-Alben
Neben seinen Studioalben veröffentlichte Danzer mehrere Live-Alben und Kompilationen, darunter "Live" (1977), "Porträt" (1994) und "Das Beste" (2007).